Die große Nein -Tonne in der Grundschule Nord
Die Botschaft des 30-minütigen Stückes ist klar, Kinder dürfen Nein sagen, wenn ihnen etwas nicht gefällt und sie ein Nein-Gefühl im Bauch haben.
Diese Botschaft vermitteln die beiden Schauspieler:innen der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück anhand von vielen kleinen Situationen, die den Kindern täglich widerfahren können. Das Duo schlüpft in die Rollen von zwei Kindern, die verschiedene unschöne Situationen erleben. Das Mädchen ärgert sich über die eigene Mutter, die ihre Tochter direkt anschreit, da sie bei dem kalten Wetter keine Jacke trägt, obwohl dem Mädchen gar nicht kalt ist. Nicht die Jacke löst das Nein-Gefühl aus, sondern das Geschimpfe. Die beiden finden schnell eine Lösung und erfinden etwas, wo alles reinkommt, was sie nicht wollen. Und so entsteht die „Nein-Tonne“.
Nicht nur das Geschimpfe wegen der nicht getragenen Jacke, auch die zu heiße Suppe mit dem Kommentar des Vaters: „Iss jetzt, das ist nicht zu heiß!“ und blöde Mutproben kommen in die Nein-Tonne.
Mit dem Tonnen-Spruch „Tonne, Tonne, Deckel auf, ich hab‘ ein Nein-Gefühl im Bauch. Das will ich nicht! Das muss nicht sein! Drum werfe ich’s rein mit Nein! Nein! Nein!“ verschwinden die blöden Erlebnisse in der großen Nein-Tonne.
Dabei erzählen die beiden auch von schönen Geheimnissen, die „so lustig im Bauch kribbeln“, und von den Geheimnissen, die traurig und Bauchweh machen. Alles, was blöde Gefühle macht, entsorgen sie in der großen „Nein-Tonne“. Zusammen überlegen sie, was sie loswerden möchten. Zähneputzen? Aufräumen? Pünktlich sein? Obwohl die Zwei all das nicht mögen, merken sie schnell: Manche Regeln ergeben Sinn – und gehören nicht in diese Tonne.
Die Kinder werden sensibilisiert ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen und Erlebnisse einordnen zu können. Auch das ernste Thema, dass man Kinder nicht ungefragt streicheln und kuscheln darf, wird in dem Stück lustig und leicht, aber mit der notwendigen Ernsthaftigkeit vermittelt. Die „Nein-Tonne“ sortiert die Gefühle und gibt den Kindern ein visuelles Gefäß, in welchem die schrecklichen Gefühle ihren Endpunkt finden. Doch damit ist noch längst nicht Schluss. Die Kinder im Theaterstück sorgen nach jedem Tonnen-Wurf auch dafür, dass diese Gefühle nicht mehr aufkommen können. Sie ermutigen so die zuschauenden Kinder sich Hilfe bei den Eltern zu holen, damit der blöde, sie streichelnde Onkel nicht mehr kommen darf. Oder bei Mutproben nicht mitzumachen, auch wenn es dann feige wirkt. Denn Hilfe holen und auf die Angst im Bauch holen, ist nicht feige, sondern sehr mutig!
Nach dem Theaterstück haben die Schauspieler:innen ihre Rollen verlassen und als Erwachsene alle Situationen aus dem Theaterstück mit den Kindern besprochen. Den Kindern waren alle Situationen präsent und konnten die „Nein-Gefühle“ nachvollziehen und auch die Lösung selbst benennen.
Nur wer seine Gefühle wahrnimmt, zulässt und auch richtig einordnen kann, hat die Chance, eine starke und selbstbestimmte Persönlichkeit zu entwickeln. Damit ist das Theaterstück ein wichtiger Baustein in der Präventionsarbeit an unserer Schule. Denn starke Kinder können laut und deutlich „Nein!“ sagen, wenn jemand ihre persönlichen Grenzen überschreitet. Mutig ist, wer auf seine „Nein-Gefühle“ hört. Angst ist ein wichtiger Bestandteil für uns als Menschen, der uns vor schlechten Situationen bewahren möchte.
Die Nein-Tonne wird in den nächsten Wochen in den Klassen nachbereitet.
Dieser Baustein in der Präventionsarbeit an unserer Schule wurde erstmalig durchgeführt. Gut vertraut sind wir bereits mit der Veranstaltung für die dritten und vierten Klassen „Mein Körper gehört mir“ der Theaterpädagogischen Werkstatt. Die große Nein-Tonne konnte durch die Förderung des Präventionsfonds des Kreises Lippe komplett kostenfrei für die Kinder angeboten werden und war für die Kinder ein wichtiges Erlebnis, von welchem sie ihre Persönlichkeit in Richtung Selbstbestimmtheit weiterentwickeln.